Die Gesetze zu einheitlich genormter Motorrad- Schutzkleidung plus Verbot von markenfremden Ersatz- und Zubehörteilen waren Mitte der 90er Jahre europaweit schon spruchreif. Nur die 380.000 (!) Motorradfahrer, die den Arsch hoch gekriegt und die Boulevards von Paris für über einen halben Samstag in voller Breite blockiert hatten, wendeten dies ab. Damals wurde dadurch auch die Helm- Norm gekippt, sowie die Vorschrift, nur Schrauben ab Werk zu verwenden, die ( ich weiß nicht, wie die Dinger heißen ) man nicht mehr öffnen kann; Basteleien wären dadurch unmöglich geworden sein, freie Werkstätten gäbe es nicht mehr, weil sie von den Herstellerfirmen nicht beliefert werden sollten. Wenn also sowas droht, gemeinsam machtvoll auftreten, das wirkt.
Übrigens, die Bevölkerung zeigte sich mit uns solidarisch und spendete Beifall von den Fenstern und Balkonen.
"Weä singe Kopp verwaat, verwaat jeng doof Noss." ( Wer seinen Kopf schützt, schützt keine taube Nuss; gilt natürlich nicht nur für den Kopf!) Dieses alte Aachener Sprichwort höre ich immer noch meine Mutter sagen. Deswegen habe ich mir in den 80er Jahren bei oben erwähntem Lederschneider Jacken und Hosen anfertigen lassen. Er verwendete nämlich Polstermöbelqualität von mindestens 3mm Dicke. Eine meiner Jacken ist aus 5mm Material, war ein einmaliger Prototyp. Nachdem sie fertig war, wusste er, dass es keine weitere geben würde. Durch die Kellerfalte im Rücken ergab sich da, wo das Rückenteil mit dem Ärmel auf der Schulter zusammen kam, eine Dicke von 25mm. Nur durch Bearbeiten mit einem kräftigen Hammer reduzierte er den Bereich auf 15 mm und opferte mehrere Maschinennadeln. Dafür kann ich damit mit Hemd und Pullover bei Null Grad rumfahren und Verschleiß tritt nicht auf. Die Kehrseite: wegen der Top- Qualität war der in Frage kommende Markt mangels Abnutzung bald gesättigt und die billigen Fernost- Produkte kamen den immer mehr modisch interessierten Fahrern entgegen, im Preis, wie auch im stetig wechselndem Design.
Heinz