Hi, hab mit meiner Else heute das erste Mal eine Ländergrenze überschritten, fiel mir gerade auf... die fränkische zählt natürlich nicht. ;)
Da meine Mutter in Komotau (Chomotov) geboren und während des Krieges mit ihrer Familie vertrieben wurde, hatte ich schon lange mal vor den Ort zu besuchen und jetzt war / ist es endlich soweit.
Bis in Grenznähe hab ich mich hinter LKWs geklemmt und mich mit 90 im Windschatten ziehen lassen, aber dann ging es quer Feld ein. Wie genau das zutrifft habe ich nicht geahnt.
Ich kannte ja schon Geschichten von dem Gebiet direkt nach der Grenze aber das zu sehen war doch nochmal was anderes: Puff, Thai Massage, Casino, Alk-Shop, Kippen-Supermarkt und wieder von vorne. Eine Wechselstube war noch irgendwo zwischendrin und die erste Tanke hatte den Spritpreis in Kronen ausgezeichnet, was aber nicht ausreichte mich zum nachdenken zu bewegen, aber mehr dazu später.
Einige Kilometer später erwartete mich eine wunderschöne Landschaft, nur durch teils heftige Schlaglöcher getrübt und so musste ich doch mehr auf die Straße schauen, als es mir bei den großen Seen und dichten Wäldern lieb gewesen wäre. Dennoch eine super Strecke, die ich ganz gemütlich dahingeblubbert bin. Irgendwann wars dann soweit, Reserve. Ach, in den nächsten 40 Kilometern wird schon eine Tanke kommen, schließlich war ich ja schon 20 Kilometer im Wald ohne auch nur ein einizges Haus unterwegs.
25, 30, 35km... Langsam wurde ich ein bisschen nervös, da ich gar nicht genau weiß wie weit Else auf Rerserve kommt - jetzt weiß ich's... Mindestens mal 43km bei seeehr sparsamer Fahrweise, dann hat mich ein Tankstelle in 1800m-Schild erlöst. Rein, volltanken, mit Karte zahlen und ab auf die letzten knapp 90km.
In Komotau angekommen hatte ich ein paar Schwierigkeiten die Pension zu finden, da ich nicht schlau genug war mir den Namen der Pension zu notieren, also Daten Roaming an, Bestätigungsmail angeschaut und das Handy Navi aktiviert. Es folgte nochmal eine wunderschöne 10km Strecke durch ein Tal ins nichts zur Pension... bei uns würde es Forsthaus heißen. Nett!
An der Rezeption wollte ich nicht typisch ignoranter Touri gleich auf Deutsch loslabern, also in freundlichem englisch ausgedrückt, dass ich ein Zimmer gebucht habe. Die Dame schaut mich mit großen Augen an und ruft die Kollegin. Diese: "Zimmer?" Mir schossen direkt mehrere Fragen durch den Kopf "Warum sprechen die kein Englisch?", "Verdammt, schau ich so Deutsch aus, schließlich komme ich zur Hälfte von hier?!" "Ist hier ein deutschspachiges Puff in der Nähe und wenn ja, wo?" und und und. Habe aber nur "Jawoll!" gesagt. *doh*
Eine schnelle heiße Dusche später (Mann, war das teilweise kalt!) wieder ab auf die Else und zurück ins Städtchen auf Sightseeingtour. Ein Platzplatz mit Parkscheinautomat war schnell gefunden und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen... Wechselstube, Kronen-Preis an der Tanke... Hier gibt's keinen Euro! Gleichsam verwundert und beschämt mich nichtmal im Ansatz gefragt zu haben, ob man hier mit Euros zahlen kann hab' ich mein Moped auf einem Grünstreifen geparkt, O2 noch ein bisschen Roaming-Umsatz gegönnt und versucht eine Bank zu finden.
Die Ergebnisse waren etwas verwirrend... "Großmarkt und Bank", "Secondhandladen und Bank". Ich musste jetzt zwar keine frisch gedruckten Kronen haben, zumal ich langsam echt Kohldampf hatte, aber das schien mir alles doch suspekt. Haben die hier keine Banken mit spießigen Schlipsträgern hinterm Schalter? Dann erspähte ich ein Einkaufszentrum - da wird's doch wohl nen Automaten geben und tatsächlich, Heureka.
Beim Abhebeprozess fiel mir dann auf, dass ich nichts vom Umrechnungskurs wusste, also mal 2500 angeklickt. 106€... Hm, so viel Hau ich niemals auf den Kopf, besonders nicht, wenn ich nicht weiß wo das deutschsprachige Puff ist!
Mit weiteren Abhebeversuchen hab ich mich dann auf 600 Kronen runtergehandelt. Essen usw. ist ja bekanntermaßen etwas günstiger als bei uns und wenn's knapp wird weiß ich ja jetztwo ein Automat ist, yay!
Also als erstes mal für eine Handsalami, ein Brötchen, nen Schokoriegel und ne Flasche Wasser geholt, um wieder klar denken zu können. Die erste Paralelle zu England... Es war ein Tesco Markt. Weitere folgen.
Als nächstes wollte ich dafür sorgen sauber mit Parkschein zu parken, ein fremdes Kennzeichen heißt doch immer dicker Straftzettel oder schlimmeres. Gerade ums Eck gebogen kamen mir Polizeiautos entgegen, ein PKW und ein Bus. Mein erster Gedanke war "Else ist im Bus!", stand aber noch da. Also hab ich natürlich auch keinen Parkschein mehr gelöst, wohin auch damit. :P
Weiter in die Altstadt, der Rest der Stadt ist leider nicht sehr sehenswert, ein furchtbares Industriestädtchen umringt von Kraftwerken. Die Altstadt beschränkte sich aber leider auch nur auf einen Marktplatz und ein paar Gässchen drum herum, also viel Charme wollte da nicht viel aufkommen. Schade.
Aprospos Charme, der Mythos der besonderen Schönheit der Tschechinnen ist leider auch dahin. Vielleicht lags am Tesco-Futter, aber ich kam mir vor wie in England. :D
Für meine Mutter habe ich aber natürlich trotzdem einige Fotos gemacht, also von der Altstadt, nicht von Tussen in Jogginghose und Pumps, schließlich war das die Hauptmission. Nach gut zwei Stunden bin ich aber dann zurück zum Parkplatz und grob Richtung Pension. Auf dem Weg dahin hab ich noch einige Stecken mitgenommen, die verführerische "Vorsicht Kurven!" Schilder trugen, echt klasse zu fahren und diesesmal ohne Schlaglöcher. Schon wieder Reserve, tss. Egal, jetzt weiß ich wo ne Tanke ist und habe Kronen, die Welt gehört mir!
Wieder im "Forsthaus" angekommen gab's ein Hirschsteak, Roadkill hin oder her, war lecker und dunkles Budweiser (also Budvar, nicht die Ami-Plörre!), wusste gar nicht, dass es das gibt! Ist auf jeden Fall auch lecker und werden es heute wohl noch 1-2 werden und dann ab ins Bett.
Da ich ein paar Termine verduselt habe, muss ich morgen schon wieder zurück, hatte eigentlich erst Mittwoch geplant, aber mei. Ich werde auf jeden Fall noch in Karlsbad stoppen und ganz ohne Autobahn heimzuckeln.