"Keanu Reeves von Kusel"- Ein Reisebericht
Die Motorradsaison 2011 hatte nun schon einige sonnige Tag hervorgebracht, von denen ich leider bislang nicht viel nutzen konnte. Der Alltag und zusätzliche Verpflichtungen hatten mich zu fest im Griff, als das ich auch nur einmal spontan sagen konnte; "Los jetzt, rauf auf das Motorrad", geschweige denn an dem reichlichen Angebot an Touren mit Freunden teilnehmen konnte. Immer Sonntags alle zwei Wochen verbringt meine Familie und ich ca. 4-5 Stunden auf der Autobahn, natürlich im Auto, zu dritt, 180km nach Baden- Baden und wieder zurück, immer die A5 entlang. Nicht zum Vergnügen, um etwa das Casino zu besuchen oder uns die Sehenswürdigkeiten, wie die Cistercienserinnen- Abtei in Lichtental anzusehen. Selbst zum Einkehren in eine Weinstube am Eckberg, nach einem Spaziergang durch die Reben, fanden wir nie Zeit. Nein rein familiäre Verpflichtungen führen dort hin, aber das ist eine andere Geschichte.
Doch erinnert Ihr euch, an das traumhafte Wetter am vergangenen Sonntag. Strahlender Sonnenschein, nicht zu heiss aber auch nicht kalt, ideal für eine grössere Tour mit dem Motorrad. "Warum nicht einmal die Verbindlichkeiten des Alltages an so einem Tag wie diesen, mit dem Vergnügen verbinden." dachte ich, plante eben noch die Route nach Baden- Baden, als ich mich schon mit meinem Sohn auf dem Weg befand. Es war so gegen 14:00 Uhr gewesen als wir los fuhren, denn um 18:00 Uhr sollten wir dort sein.
Die erste Hälfte der Strecke tuckerten wir, wie geplant auf der Landstrasse bzw. Bundesstrasse B3, durch all diese kleinen und auch grösseren Ortschaften und mehr oder weniger malerische, Auen umsäumt von sanften in frischem frühlingsgrün getauchten, weiss getupften Hügeln. Vorbei an in voller Blüte stehenden Kirschbäumen und anderen Obstgehölzen, dessen Duft uns manch Niesser in die Nase trieb. Gemütlich kurvten wir vor uns hin und die Zeit verstrich, als dann wir uns entschlossen, unser geplantes Eis zu essen und den Rest der Fahrt auf der A5 fortzusetzen. Pünktlich kamen wir an, und wie immer blieb keine Zeit um die Gegend um und in Baden- Baden näher zu erkunden. Allein machte ich mich wieder auf die Heimreise. Es war schon 18:00 Uhr, (oder etwas später), und ich wollte noch vor Anbruch der Dunkelheit zu Hause sein.
Nun die A5 Richtung Basel sausend, beschloss ich, auch weil die Natur mich dazu drängte, an dem nächsten Rastplatz ein Päuschen zu machen. Vor dem Rasthof zündete ich mir eine Zigarette an, und beobachtete anschliessend die Autofahrer welche hastig Parkplätze suchten um eben so hastig die Toiletten aufzusuchen, gerade eben so wie ich es zuvor getan hatte.
Aus Richtung der Tankstellen sah ich ein Motorrad kommen. Ein Mann auf einem Chopper. Dieser auch auf der suche nach einem geeigneten Platz, nahm sein Helm ab, sah sich kurz um und fuhr dann noch ein Stück zu einem Plätzchen in meiner Nähe.
Der junge Mann, etwa Anfang bis Mitte 20, von Aussehen und Statur wie der junge Keanu Reeves, stieg von seiner Maschine, sippte etwas an einer Getränkedose und zündete sich eine Zigarette an. Mehrere Minuten konnte ich meine Augen nicht von diesem absolut ansehnlichem Mann lassen. Die Ähnlichkeit war verblüffend.
Und während ich noch davon träumte wieder ein paar Jahre jünger zu sein, und was ich dann alles, im Falle eines Falles, nicht auslassen würde, kamen ein paar Trucker meinem Motorrad und mir näher. Diese betrachteten mein Modell, und diskutierten heftig in baltischer Sprache über die ccm meines Gefährt's. Der Keanu Reeves vom wunderschönen Landkreis Kusel, („KUS...“ stand auf dem Nummernschild), in einfacher aber gepflegter Jeans und guter lederner Motorradjacke, beobachtete das Geschehen aus der Ferne aufmerksam. Als ob er sich bereit machte mir in einer eventuellen Notlage beizustehen. Wie er aber sah das sich alles von selber löste, und die baltischen Trucker, auch durch einen bösen Blick von mir entfernten, wandte er sich wieder seiner Zigarette und seiner Getränkedose zu.
Ich rauchte meine Zigarette fertig, zog meinen Helm auf und setzte meine Fahrt fort, ohne noch einen Gedanken an Keanu von Kusel zu verschwenden.
Die Fahrt war weniger erfreulich als die Hinfahrt, aber ich wollte nun mal so schnell wie möglich nach Hause. Keine Kirschbäume, stattdessen eine Baustelle nach der anderen. Nicht zu vergessen die Raser in ihren tollen und teuren Karossen, die einen immer wieder spüren lassen, wie langsam man doch mit der Else ist.
„Im Rudel auf der Autobahn ist es viel angenehmer.“, dachte ich. Und als ich es noch so dachte, sah ich plötzlich Keanu hinter mir. Er für eine Honda Shadow in rot, oder etwas ähnliches, und als hätten wir uns abgesprochen fuhren wir ein ganzes Stück gemeinsam. Irgendwann überholte er mich und ich folgte ihm. Die Sonne stand schon ziemlich tief, als wir zwei einsamen Reiter gemeinsam über den Asphalt donnerten.
Nach einigen Kilometern gemeinsam musste ich ein Päuschen machen, auch um meinen Mann anzurufen, der sich schon Sorgen machte. Ich blinkte und bog ein. Mein Unbekannter einsamer Begleiter fuhr weiter.
Ich rauchte eine Zigarette, führte das dringende Telefonat und setzte meine Fahrt, wieder nur daran denkend so schnell als möglich nach Hause zu gelangen, fort. Erneut überkam mich wieder dieses ungute Gefühl völlig allein mit meinem Motorrad unterwegs zu sein. Die Kilometer flogen vorbei, und die Gedanken flogen frei, als ich auf einen Parkplatz Keanu stehen sah. In filmisch gewohnter Manie, am Motorrad gelehnt und eine Zigarette rauchend. Kurz hupend und die Hand zum Gruss und Dank für die vorangegangene gemeinsame Fahrt erhebend, sauste ich an ihm vorbei.
Es dauerte nicht lange bis er mich wieder einholte. Er war genauso alleine unterwegs wie ich, und vielleicht genoss er auch ein Stück die Fahrt mit mir. „Keiner fährt gerne alleine“, dachte ich, und wieder fuhren wir gemeinsam als kannten wir uns gut. Ich genoss den Augenblick der Zweisamkeit und den Sonnenuntergang, und stellte mir vor, er täte es auch.
Irgendwann trennten sich unsere Wege dann doch. Wer weiss, vielleicht treffen wir uns mal wieder, Sonntags, mit dem Motorrad auf der A5, zum in den Sonnenuntergang fahren. ;-)
Im Nachhinein, denke ich das es nicht nötig war den anderen kennen zu lernen, oder ob es wirklich Keanu war, (er war es ganz sicher nicht), oder wie er richtig heisst. Es ist auch nicht wichtig ob man sich kennenlernt.
Bemerkenswert war für mich nur das wir gemeinsam fuhren, ohne je ein Wort miteinander gewechselt zu haben. Und wir haben uns dabei auf eine Art und Weise verstanden wie es nur Biker können.
Danke Keanu aus Kusel...
Grüessli Kathrin
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Zitat von robbierock
...der hiess glaub ich lecter....die Ankunft und Abfahrt etwa gleich, der kleine musste ja nur vom Möppi hüpfen, war ja direkt vor der Haustüre...
AW: "Keanu Reeves von Kusel"- Ein Reisebericht
Nee, Nee, lass das mal fein sein :IMG0: schon in Ordnung....Ich hab schon lange nicht mehr so gelacht! 
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