Sooo fängt der Tag am besten an... mit Zwerchfellgymnastik! Der Asterik- Sketch erinnert mich an meinen Antrag zum Online- Banking. Zuerst der Termin bei der Sparkassen- Sachbearbeiterin. An diesem hehren Tag am Kundendienstschalter gemeldet, per Aufzug zum Büro Nr5, auf Sachdame gewartet. Endlich erschien sie und begann freundlich die Prozedur. "Haben Sie Ihren Personalausweis zur Hand?" "Nein, nur eine Einschreibebescheinigung als deutscher Staatsbürger in Belgien." Dann: "Wenn ich jetzt fortfahre, funktioniert zwar Ihr Online- Banking, es kann aber sein, dass aus Sicherheitsgründen Ihr gesamtes Konto gesperrt werden könnte, weil Sie keinen deutschen Perso haben. Eine Reaktivierung wäre dann sehr kompliziert und könnte Tage dauern. Am besten besorgen Sie sich einen." (Und das im vereingten Europa!)
Also zur Stadtverwaltung, Nummer gezogen, gewartet, bis ich dran war: "Ich brauche einen Personalausweis." "Haben Sie den alten dabei?" "Nein, ich besitze noch keinen." "Haben Sie denn einen Reisepass?" "Ja, aber der ist abgelaufen." "Dann müssen Sie nochmal kommen und bringen Sie den Reisepass mit. Aber vor allen Dingen brauchen Sie eine Wohnsitzbestätigung Ihrer belgischen Gemeinde." Der offizielle belgische Ausweis ist also nutzlos! Zurück nach Hause, zur Gemeinde. Schalterstunden 8 bis... X °°. Um nicht zu lange warten zu müssen, bin ich 5 nach 8h vor Ort. Ich nehme in dem Großraumbüro auf einem Stuhl Platz und beobachte das geschäftige Treiben. Niemand beachtet mich. Nun ja, ich sitze gut und warm. Da erscheint unverhofft Stefan, ein Kreidler- Fan. "Hallo Heinz, was machst du denn hier?" Ich kläre ihn auf. "Da bist du aber früh... wir fangen ja erst um 9°° an" "Aber vorne steht 8°°..." "Ach komm, ich mach das schnell." Er gibt sich ans Verwalten. Ich bekomme ein Datum zur Abholung gesagt. Zu dem Termin erscheine ich nach 9°°, ziehe meine Nummer, zahle die Gebühr am Schalter, man schiebt mir den Wisch unter der Scheibe durch. "Jetzt wollen Sie sicher noch meine Immatrikulationsbescheinigung sehen!?" "Nein, lassen sie nur, ist o.k. ."
Neuen Termin in Deutschland beim "Bürgerbüro" gemacht. Ich erhalte mehrere Formulare und Merkzettel, die ich in einer Mußestunde durchackere. Zum erneuten Termin muss ich 10 Minuten vor der Zeit erscheinen, bei Verzug von 10 Minuten verfällt mein Termin. Nach ca. einer Woche wieder nach Aachen, ins Parkhaus, zur Verwaltung geeilt, 25 Minuten zu früh angekommen, Nummer gezogen. Erstaunt fragt man mich, warum ich bereit bin, so lange zu warten. Endlich wechselt auf dem Bildschirm die Anzeige auf meine Zahl, Schalter 4. Ich suche mühsam die Ton- in- Ton gepinselten Schalterzahlen ab, kann aber nur bis Nr. 3 sehen. Beim Hin- und Herirren entdecke ich eine zweite Schalterreihe gut getarnt hinter der ersten, wo man mit gereckten Hälsen schon auf mich wartet (oder darauf, dass meine 10- Minutenfrist abläuft?). Es folgt eine Verhörsituation mit nervigen Entscheidungsinhalten. Dann die Verkündigung, dass in ca. 2 Wochen der Ausweis da sein müsste. Eine Benachrichtigung bekomme ich nicht, ich kann nur auf der homepage nachsehen, ob meine Kennziffern schon erscheinen. Nach 14 Tagen ist das der Fall, ich bin wieder in Aachen. Am Eingang muss ich mich per Scan einloggen, aber nichts tut sich. Zwei der beamteten Damen versuchen es auch, aber es klappt nicht. "Dann geben Sie einfach mal Ihr Geburtsdatum ein." Jetzt kommt tatsächlich mein Nummernzettel. Diesmal ist der Schalter in der ersten Reihe. Ich darf mich setzen und schiebe alles Papier unter der Glasscheibe durch, wovon die Hälfte wieder zurück kommt. Der junge Mann gibt sich stumm ans Arbeiten, ein Volontär schaut ihm über die Schulter. Die Tastatur wird endlos gequält, es dauert. Dann schaut er freundlich zu mir und meint, dass es so lange dauert, weil er alles einer Bundeszentrale melden muss, und er auf Bestätigung warten muss. Ich mache verdecktes Autogenes Training. Dann springt der Beamte auf, der Volontär ebenfalls. "Wir gehen jetzt Ihren neuen Ausweis holen." Die beiden verschwinden und ich verfalle wieder in Dämmerzustand. Nach gefühlten 20 Minuten kommt der Sachbearbeiter wieder, der Volontär scheint irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein. Es folgt das üblich Ritual mit hin- und hergeschobenen Formularen, bei jedem muss ich nochmal nachfragen, wo genau ich unterschreiben muss. Dann, endlich, halte ich die Plastikkarte in der Hand, beide Seiten strahlen glücklich.
Zurück nach Hause. Von dort Termin bei der Sparkasse erfragt. "Worum geht es denn?" "Um die Einrichtung von Onlinebanking für mich." "Sie wissen ja, dass wir wegen Corona nur Termine für wirklich wichtige Transaktionen geben? Überlegen Sie sich gut, ob das wirklich nötig ist. Wir haben schließlich auch ein Recht auf gesundheitlichen Schutz." "Es ist für mich wichtig, um zumindest meine Kontobewegungen aus der Ferne überprüfen zu können, ohne jedesmal aus der belgischen Einöde in die Stadt zu fahren." "Gut, das müssen sie dann mit ihrem Gewissen vereinbaren. Wer war hier Ihre Kontaktperson?" "Frau Soundso..." "Ich werde dann mal shen, ob sie für Sie Zeit hat." Ich warte, warte, warte, werde dann plötzlich getrennt. Nach einer halben Stunde versuche ich nochmal. Eine andere Stimme erklingt und will mich mit Frau Soundso verbinden. Nach einer Minute meldet letztere sich am Apparat und ich bekomme meinen Termin. Dieser verläuft dann reibungslos, wenn auch zeitraubend. Aber, wat mutt, dat mutt. Jetzt kann ich per Rechner schnell mal alles checken. Dabei fiel mir aber auf, dass die Zugangsdaten Symbole enthalten, die auf ausländischen Tastaturen nicht vorhanden sind. Von dort aus kann ich also nicht starten. Da hilft nix, ein neuer Termin muss her, und wer weiß, welcher Aufwand mich dann wieder erwartet.
Heinz