Na, das ist ja mal 'nen Thema!

Also, ich habe mich mit 16 entschlossen, den Wehrdienst zu verweigern. In der Schule ist über die aktuelle Kriegsgefahr und die atomare Bedrohung sehr intensiv unter uns diskutiert worden. Und dank der Behandlung der Nazizeit im Schulunterricht entstand das mehr oder weniger unklare Gefühl, daß man als deutscher Jugendlicher angesichts der Erfahrungen unserer Väter aus dem 2. Weltkrieg sich nicht mehr leisten kann, nicht ganz genau zu wissen, wozu man benutzt wird, wenn man zur Armee geht.

Es war noch gar nicht mal Pazifismus, der einen dazu trieb. Viele meiner Altersgenossen, die auch verweigert und Zivildienst gemacht haben, würden sich auch nicht als Pazifisten bezeichnen. Aber das durfte man damals nicht so sagen, sonst wurde man gleich als "politisch" eingestuft und fiel bei der Anhörung zur Anerkennung als Wehrdienstverweigerer durch, jedenfalls war das die allgemeine Befürchtung.

Bei mir als Bergarbeiterkind gab es noch ein zusätzliches Schmankerl, denn meine Prüfer wollten mir nicht glauben, daß mein Bildungsstand hinreichend dafür war, mein Verweigerungsschreiben selbst formuliert zu haben. Mann, ich hätte die mal fragen sollen, ob sie Ahnung vom Differenzieren und Integrieren haben, da hätte ich wohl ernüchternde Antworten erhalten ...

Nun, die Zivildienstzeit war recht schwierig. Habe mehrmals die Stelle gewechselt, bis ich in einem eher linksalternativen Jugenzentrum landete. Die Bezahlung war recht fortschrittlich, man erhielt als Zivi genauso wenig wie die anderen Mitarbeiter auch, was allerdings etwas mehr war, als ich woanders gekriegt hätte. Zusammen mit dem Verabschiedungsgeld stand ich für meine damaligen Ansprüche eine Zeitlang danach recht komfortabel da.

Ich kritisiere niemanden dafür, wenn er gute Erinnerungen an den Bund hat, aber der wesentliche Zweck eines Soldaten ist doch der Einsatz seines Lebens zur Erreichung von bestimmten Zwecken, seien sie gut oder schlecht. Krieg oder bewaffnete Auseinandersetzungen gehen IMMER einher mit gewollter oder in Kauf genommener Vernichtung von Menschenleben. Für ein zivilisiertes Zusammenleben ist das schlicht inakzeptabel.
Wenn im Krieg keiner mehr stirbt, gibt es keinen Krieg mehr.

Und wenn die eigenen Leute nicht sterben, dann umso mehr die Gegner und man hat damit den Krieg gewonnen. Und das ist schon so seit der Antike gewesen. Lest mal die Ilias, wie die sich vor Troja abgeschlachtet haben, davon kann einem heute noch schlecht von werden!

Nur meine Meinung, sorry, ist doch "politisch" geworden ...
Gruß Klaus

Ach so, natürlich ist damals und heute was völlig Verschiedenes. Man gibt sich schon Mühe, die Veheerungen aus 2 Weltkriegen heutzutage zu vermeiden, jedenfalls in den "liberalen" Demokratien. Aber lokal gibt es immer wieder üble Ausbrüche, und dann sieht man heute wieder die Folgen, die wir damals auch schon hatten.