Bei dem sich hier entwickelnden Geplänkel kommen mir lange verschüttete Erinnerungen wieder hoch. Ende 69 kam Easy- Rider ins Kino, und wir hatten uns mehr oder weniger angewidert von BMW abgewendet: ignorante Behandlung der Kundschaft auf der einen, Pannenserien auf der anderen Seite. Die heute als Kultmoped verehrte R69S wurde nur durch Flickarbeit und ganzseitige, großmäulige Werbung als klobiges Auslaufmodell im Kommerz gehalten. Elektrikprobleme, abreißende Zylinderfüße, abscherende Schwungscheiben, brechende Rahmen, veraltete Wälzlager- Technik, und das bei fürstlichen Preisen. Da kam Honda zur rechten Zeit und die BMW- Motorradproduktion wurde nur durch eine Stimme Mehrheit bei den Entscheidern gerettet und per kompletter Neukonstruktion mit Gleitlagermotor revolutioniert. Ich war auf Guzzi umgestiegen, die anderen fuhren Honda und Yamaha. Harley... was war Harley? Da kursierte höchstens das Wortspiel vom "Hahnrei- Debilsohn". Eine Harley war ein Eyecatcher und irrationales Monster zugleich, aber nix für die Praxis. Als Requisit in einem amerikanischen Film konnte man den Panhead mit Whishbone noch ertragen, man wusste ja, welche Betreuung für das Operettengefährt hinter den Kulissen nötig war.
Mitte der 80er kam dann mit Porschehilfe der Evolution- Motor raus, DER Riesenerfolg. Im amerikanischen "Motor Cycle" begann der Redakteur den Fahrbericht mit folgenden Worten: "Es gab Zeiten, da hätte ich mich noch nichtmal für eine Runde um den Block auf eine Harley gesetzt..." (wegen der Gewissheit, zu Fuß zurück kommen zu müssen). Endkontrolle war in Milwaukee ein Fremdwort. Man kann sich also vorstellen, dass der Kinogänger damals Fonda kaum mit dieser Marke identifizierte. Die wenigsten Leute konnten diese Kräder ihrer Marke zuordnen, besonders in dem für uns Europäer absolut infantil- lächerlichen Chopper- Umbau. War den meisten für die Handlung auch unwichtig. Das Revell-Modell des Capt'n America lag wie Blei in den Spielwarengeschäften, heute ein gesuchter Bausatz.
Ja, so ändern sich die Perspektiven im Laufe der Jahrzehnte.
Grüße Heinz