...oder auch Glück im Unglück, bzw. flexible Verwaltungskräfte!
Gestern wollte ich eeendlich mal meine Fahrzeuge an den neuen Wohnort ummelden...
Man braucht ja mittlerweile nicht mehr das Kennzeichen wechseln, also "schönes" Kennzeichen behalten und Geld sparen.
Schliesslich sind die Ordnungshüter ja heutzutage auch alle gut vernetzt. Aber das nur am Rande.
War ich also bei der Zulassungsstelle im Rathaus der Stadt Langenhagen. Auto ging klar, nur beim Mopped hatten sie mir in Hannover bei der Anmeldung vor knapp vier Jahren einen neuen "Brief" ausgefertigt...
Die Sachbearbeiterin begann bei der Kontrolle der Daten spontan an zu stutzen und teilte mir mit, die Briefnummer im Fahrzeugschein würde nicht mit der im System hinterlegten Briefnummer übereinstimmen. Ich müsse das bei der Zulassungsstelle in Hannover korrigieren lassen. Da hatte ich ja die Zulassung bekommen.
Mein Puls erhöht sich spürbar, Blutdruck ebenfalls.
Da grad nix los war, sprang der Kollege ihr gegenüber in die Bresche und griff zum Telefon. Zulassungsstelle Hannover, er kennt da einen...
Besetzt.
Geht nicht an den Apparat.
Besetzt.
Geht nicht... kennt man ja.
Zentrale versucht "da rufen Sie mal den Kollegen Hmtata unter der Nummer XYZ an..."
Geht nicht an den Apparat.
Besetzt.
Geht nicht an den Apparat.
Besetzt...
Der Kollege vor Ort sagte: "Wenn die mir das freigeben, kann ich das auch hier ändern. Aber wir brauchen auf jeden Fall den Brief dazu."
Ich: Kein Problem, hätte ich in 15 Minuten hier aufm Tisch. Aber ich versuchs von zu Hause auch mal mit dem Kollegen Hmtata...
Zuhause ein Griff und Brief geschnappt. Oh Freude, der alte ungültig gestempelte Brief ist auch noch da, hooray, sie haben die alte Briefnummer in die Papiere gemalt. Super Sache! Dabei fällt mir auch noch auf, dass Fa. Brückenstein aber eigentlich keinen "SEXEDRA-" Vorderreifen im Programm hatte und auch keinen "SEXDRA" Hinterreifen... Ach, drauf gesch... Hab ich Bock, nach Hannover zu fahren? Öhm, nein...
Am Telefon zu Hause Kollege Hmtata unter XYZ:
Besetzt.
Geht nicht ran.
Besetzt.
Immer noch besetzt.
Geht nicht ran.
Ich suche nach Baldrian-Präparaten. Die Welt bekommt einen rötlichen Schimmer.
Ich rufe die Zulassungsstelle in Langenhagen an. Beim 5. Versuch geht jemand dran. War aber nicht die Kollegin, bei der ich war, sondern die im Nebenzimmer. Hey, die kennt das Wort "Bürgernähe"! Sie stellt mich zur Kollegin durch, die geht auch dann sofort ran.
Ich: "ich bin der mit der falschen Briefnummer...Hab den alten Brief und den neuen da, ist die alte Briefnummer eingetragen. In Hannover erreiche ich keinen. Besetzt, geht nicht ran."
Man kennt das ja schon aus eigener Anschauung da. Offensichtlich macht die Bearbeiterin Handzeichen. Der Kollege am Tisch ihr gegenüber bölkt: "Komm' Se her, wir machen das schon..."
sonst hätte ich mich da in Hannover schon die Tapeten graderücken sehen, denn seit einger Zeit brauchst du da einen Termin für alle möglichen Zulassungsangelegenheiten. Schliesslich hab ich nur noch heute und Freitag Urlaub. Ich wähne, auch für Sachen, die die da verbockt haben, erwarten die den Kniefall des Kunden in Form eines gebuchten Termines.
Immerhin, den Termin kannste online per Internet machen. Das ist ja auch schon mal was. In Berlin bekommste jetzt schon nur Termine weit hinten im August...
Erinnert sich da der eine oder andere an das Lied von Reinhard Mey "Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars zur Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars..."?
Ich also wieder, mit erträglichen Kreislaufwerten, zurück zum "zuständigen Erteilungsamt". Keine Nummer ziehen, näääh!
"Klopf-klopf" und rein, ah, ein anderer Kunde, ich lächele und sage "Ah, dann warte ich draussen eben noch!" Die Dame sagt "Ja, wenn die Herrschaften raus sind, kommen Sie einfach rein. Ich lass den Aufrufautomaten solange zufrieden!"
Na, Kinners, geht doch. Servicewüste scheint hier nicht unbedingt zu sein. Man bemüht sich aufrichtig. Kann keine Treibsanddünen entdecken... Nach einem Weilchen geht die Tür auf und ich trete ein nachdem die Vor-Kunden raus sind. Ah, waren aber die vom Tisch gegenüber. Der Kollege, der vorhin das Telefon bemüht hatte, bat mich ran: "Na komm 'se, dann wolln wir doch mal sehen...."
Rythmische Blicke auf Brief-Neu, Brief-Alt und Fahreugschein-Alt, ein Nicken: "Klar, die alte Briefnummer..." Versicherungsnummer eingetippert, Einzugsformular für Steuern abgearbeitet, das eine oder andere Papierchen eingescannt, dideldidum, neuen Fahrzeugschein usw. in den Drucker und den alten Schein "na, deeeen brauchen wir ja jetzt nicht mehr, nicht wahr?" mit einem Zwinkern in den Schuber für Schredderware geworfen.
Unterschrift hier und da, die Klebis aufgebracht, Obolus aufn Tisch... "Sooo, nu ist aber alles schön!"
Hab ich mich strahlend und mit Handschlag bedankt und verabschiedet. Es hätte schlimmer ausgehen können. Stichwort Tapete, gell?:cheesy:
