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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kupferpaste



Andreas N10
15.04.2012, 17:37
Der Haltestift der Bremsbacken meines Bremssattels ist so fest, dass ich mittlerweile den Inbus hingerichtet habe. Der Stift ist wie festgebacken. Nun habe ich gehört, dass Kupferpaste, die auch hier im Forum zum einfetten des Haltestiftes empfohlen wurde, unedleres Metall wie z.B. Aluminium anlöst, ähnlich wie eine Opferanode. Stimmt das? Ich habe null Ahnung von so etwas und weiß nur, dass ich wg. dieser Aktion meine Bremse nicht fertig bekommen habe und deshalb meine Tour bei dem superschönen Wetter ausgefallen ist. Gruß Andreas

Jens
15.04.2012, 22:44
Ich nehme für die Bremse beim Motorrad und auch beim Auto (die Radmuttern und Haltestifte) immer Kupferpaste.Was sollte mit dem Haltestift passieren wenn du ihn mit Kupferpaste behandelst? Ich denke ausser das du ihn wieder leicht lösen kannst wird nichts damit passieren. Kupferpaste ist ja hochtemperaturbeständig.

Cruise

Jens

Andreas N10
16.04.2012, 07:46
Hallo Jens,

ich habe gerade mal bei Wikipedia nachgelesen. Dort wird die Kupferpaste "Heißschraubencompound" genannt und es heißt:

"Eine Anwendung von metallhaltigen Heißschrauben-Compounds mit Aluminiummaterialien wie Motorblöcken oder anderen unedlen Metallen sollte im Allgemeinen vermieden werden, Verbindungen zwischen Kupfer (edles Metall) und einem unedlen Metall verhalten sich wie eine Galvanische Zelle und führen zu einer galvanischen Korrosion (Spannungskorrosion), das in der metallhaltigen Heißschrauben-Compounds enthaltene Fett kann diese Reaktion nur bedingt aufhalten, Feuchtigkeit hingegen beschleunigt sie. Hier sind keramikbasierte, meist weiße Heißschrauben-Compounds geeigneter."

Naja, oft wird so etwas physikalisch oder chemisch richtig sein und in der Realität trotzdem die Paste funktionieren. Ich wunderte mich nur über diesen wahnsinnig festgebackenen Haltestift.

Danke für Dein Statement, Andreas

DWausH
16.04.2012, 08:03
Falls man sich ne Paste anschaffen muss kann man natürlich auch Keramikpaste nehmen.

Gesiima
16.04.2012, 10:44
Also nur um die Sache korrekt dar zustellen.
Kupfer ist genauso unedel wie Aluminium.
Allerdings ist die Sache mit der Spannungskorrosion nicht falsch. Zwischen Al und Cu liegen ca. 2V Spannung.
Dies ist nicht zu verachten und stellt in der Tat keine optimale Sache da. Man muss aber auch bedenken, dass für die Spannungskorrosion auch noch ein Angriffsmittel vorhanden sein. Im einfachsten Fall Wasser.
Allerdings ist auch noch das Fett in der Kupferpaste welches dem Wasser entgegen wirkt.
Übrigens wer bedenken bei Kupfer und Alu in Kombination hat, der sollte schnellstmöglich einige Dichtungen und Buchsen austauschen.
Was manche auch nicht bedenken, Bronze und Messing beinhalten auch Kupfer.

S72
16.04.2012, 23:11
Wenn ich Dich richtig verstehe, bekommst Du die Schrauben nicht RAUS.
Kupferpaste gut und schön, aber wie soll die in die festgemoderten Gewinde hineinkommen um das Ganze anzulösen? Selbstkriechend ist die wohl nicht.
Ich würde es mit MD 40 oder ähnlichem Kriechöl über Nacht einsuppen und am nächsten Morgen mein Glück versuchen. Leichte harte Schläge dazu könnten unterstützen um "festgebackenes" zu lösen.
Wenn dann alles wieder schön sauber ist, kann ich mir vorstellen, die Kupferpaste präventiv zu verwenden, damit Dir beim nächsten Mal nicht das Gleiche blüht.
Gruß aus Berlin
Stefan

Viertakter
16.04.2012, 23:25
"blüht" ist gut... das Alu blüht ja regelrecht auf, wenns zerfrisst. Wir hatten das Thema doch grad vor ein paar Donnerstagen... T30 Torx-Bit, sanft massierende Hammerschläge zur Lockerung der Muskulatur und dazu statt Fango die Lötlampe.... WD 40, Caramba ist auch alles gut, braucht aber mitunter bis zu nem Tag oder noch länger, bis es tief genug eingedrungen ist.

S72
16.04.2012, 23:31
Immer wieder schön, wenn man sich einig ist.

Specter
17.04.2012, 13:48
Gibt noch was besseres, hatten wir früher in meinem Ausbildungsbetrieb inner Werkstatt..

Das blaue Wunder hieß des glaub ich...

War ein Teufelszeug, des löst alles!!

LokiBerlin
17.04.2012, 18:14
Gibt noch was besseres, hatten wir früher in meinem Ausbildungsbetrieb inner Werkstatt..

Das blaue Wunder hieß des glaub ich...

War ein Teufelszeug, des löst alles!!

das hier?

http://www.stahlgruber.de/Kataloge/chemie/index.php?sb=13361

Viertakter
17.04.2012, 18:14
Blaues Wunder ...Loctite?? :rolleyes:

Ich denke, Kupfer ist gar nicht sooo verkehrt als "Medium". Schliesslich braucht verchromtes Alu auch ne Zwischenschicht aus Kupfer, damit es hält. Wird Alu direkt verchromt, hält das von 12 bis Mittach und pellt sich ab. Die Chemiker unter uns können das wahrscheinlich besser darlegen.

Alu ist aber auch nicht gleich Alu! Es gibt z.B. spezielle seewasserfeste Legierungen (Antennen, Segelmaste), da gehst du selbst nach 20 Jahren mit nem Lappen und etwas Politur bei und es glänzt wieder wie einst im Mai. Und das ist auch nicht eloxiert!

Es gibt halt A-Luminium, B-luminium und sogar C-Luminium ;o) Nur ist halt für Gusstechnik auch nicht jede Legierung so gut geeignet bzw. einfach zu teuer.

blue-thumper
17.04.2012, 18:47
Schliesslich braucht verchromtes Alu auch ne Zwischenschicht aus Kupfer, damit es hält.

stimmt, darüber hat eigentlich noch nie jemand nachgedacht. dann nehme ich weiterhin kupferpaste so wie eh und je.

Specter
17.04.2012, 18:54
das hier?

http://www.stahlgruber.de/Kataloge/chemie/index.php?sb=13361

Genau des.
Super Zeug!!!

savage girl
17.04.2012, 19:00
Schliesslich braucht verchromtes Alu auch ne Zwischenschicht aus Kupfer, damit es hält.

da kommt dann ja auch nie wieder wasser o.ä. ran um die korrosion erst zu starten, es sei denn der chrom wird beschädigt

kinz
17.04.2012, 19:35
da kommt dann ja auch nie wieder wasser o.ä. ran um die korrosion erst zu starten, es sei denn der chrom wird beschädigt

ich denke mal dafür hat man ja in der Kuferpaste das Fett , welches das Wasser fernhalten soll , die Alufelgen am Auto "backen" ja dadurch auch nich mehr an der stählernen Nabe an :smilie_baby_019:

Gruß Jens

blackcustom
17.04.2012, 19:56
Kupferpaste wird immer dann zum Problem wenn zum Alu-/Stahlteil noch stehende Feuchtigkeit, womöglich in Verbindung mit Salz (Streusalz im Winter) kommt. Mit dem Multimeter kann mann dann ohne weiteres 2V messen. Sehe ich oft in meinem Werkatt-Alltag. Alu Bremszangen zersetzen sich regelrecht, Bremsklötze rosten gnadenlos fest. Beim Einsetzen von Schrauben in Motor/Getriebe kein Problem, weil´s durch die Hitzeentwicklung immer gut abtrocknet, bzw kein Wasser eindringen kann. Auch wichtig: Kupferpaste nicht in Verbindung mit Gummiteilen verwenden. Viele Gummisorten vertragen den Schmierstoff der Paste nicht - quellen dann auf und setzen z.B. Bremssattelführungen fest, oder blähen Dichtmanschetten so auf, das ungehindert Wasser eindringen kann.

Andreas N10
17.04.2012, 21:30
Vielen Dank für eure Tipps zum Lösen des Haltestifts. Bei meinem alten habe ich ja am Sonntag den Innensechskant durchgenudelt. Ich habe dann bei ebay einen gebrauchten Bremssattel gekauft, der noch ganz gute Bremsbacken hat - aber der Haltestift sitzt fest :shocked:: Da werde ich nun mal über Nacht Balistol einwirken lassen (das einzige was ich habe/wenn's nicht hilft, probiere ich mal eure "blauen Wunder").
Ist schon klar, dass man mit der Kupferpaste keine Schrauben lösen kann. Ich suchte nur nach einer Erklärung für diesen festen Stift und da fiel mir ein, dass ich da mal so etwas (s.oben) gehört hatte. Eure Erklärungen, dass für die chemische Reaktion z.B. Wasser nötig ist, spricht dafür, dass das am Vorderrad passieren kann, am Motor nicht so schnell. Zudem man den Haltestift ja nicht oft rausdreht. Die in der Paste enthaltenen Öle, können ja ein Festsetzen eine gewisse zeit auch verhindern. Ich glaube nach den Erfahrungen nehme ich künftig aber lieber Keramikpaste, mehr aus dem Gefühl heraus, als aus Verständnis.
Andreas

Andreas N10
17.04.2012, 21:37
@Viertakter:
Deine Tipps mit Lötlampe + Torx + "massierenden Hammerschlägen" kommen natürlich auch zum Einsatz. Danke! Andreas

Andreas N10
02.05.2012, 20:45
Den Haltestift habe ich nach vier Tagen herausbekommen. Mittlerweile las ich, dass vorher schon einige im Forum ein ähnliches Problem hatten (Gerhard). Der Stift war gelb passiviert (so nennen wir Tischler das zumindest) und diese Beschichtung hatte sich im Inneren abgelöst. Ich glaube mittlerweile, dass die Kupferpaste hier zumindest mitwirkt. Auf der Tube der nun von mir eingesetzten Keramikpaste steht:" Auch zur Schmierung der Bremsanlage geeignet bei der keine Kupferpaste zum Einsatz kommen kann (Aluminiumbremssättel, Fahrzeuge mit ABS, etc.)" Beim ABS ist es glaube ich ein Leitungsproblem. Auf jeden Fall scheint das Thema bekannt zu sein. Beim nächsten Bremsbelagwechsel berichte ich einmal wie die Keramikpaste sich verhält und wie der Haltestift herausgeht. Gruß Andreas

Bombero
07.05.2012, 16:12
Wie wär´s denn zur Vorsorge mit graphithaltigem Fett a la Molykothe? Gibt´s in verschiedenen Ausführungen,auch hochhitzefest z.B.für Schrauben.
Gruß Manni

Golem
07.05.2012, 20:12
Wenn man was mit Graphit nehmen möchte, bietet sich Graphit höchstselbst förmlich an :rolleyes:. Ich hab dafür noch eine Flasche gutes Grasimed, wer das noch kennt :IMG0:
Molykote Anti-Seize für Schrauben ist mit Molybdän / MoS2, daher der Name (Moly-Coating = Molybdän-Beschichtung)

Specter
08.05.2012, 09:35
... Molybdän / MoS2...
Das gute alte Molybdänsulfid...hatten wir bei der Wehr kartuschen... nee, sogar kistenweise^^